In der 5. Woche hieß es: "DU BIST KLEIN, ABER WICHTIG!"
Irgendwie konnte ich mit diesem Thema nicht so ganz etwas anfangen. Natürlich bezieht man das sofort auf Kinder, die klein sind, aber wichtig. Aber so ganz passte mir das nicht in die Fastenzeit des Mottos "Du bist schön!". Ein Blick in den begleitenden Fastenbrief hat mich ein bisschen weiter gebracht:
Eine Eigenschaft von Kindern zu jeder Zeit ist, dass sie selbstverständlich darauf vertrauen, dass sie geschenkt bekommen, was sie brauchen. Das ist etwas, was Jesus immer wieder von seinen Zuhörerinnen und Zuhörern fordert: Vertraut darauf, dass Gott euch gibt, was ihr braucht. Verlasst euch nicht auf eure eigene Leistung. Was ihr habt, ist euch geschenkt worden, ihr habt es nicht verdient. Ich verstehe darum auch den Satz "solchen gehört das Himmelreich" auf diese Weise: Glaubt nicht, dass ihr euch das Himmelreich verdienen könnt. Nehmt es an wie ein Kind, das ganz natürlich weiß, dass es von anderen abhängig ist. Jeder Schutz, jedes Essen, alles, was ein Kind hat, bekommt es selbstverständlich geschenkt. Darum die Aufforderung an die Umstehenden in dieser Geschichte: Macht euch klar, dass ihr das Wichtigste nicht verdient, sondern es geschenkt bekommen habt.
Darum, liebe Leserin, lieber Leser, möchte ich mit Ihnen in dieser Woche diesen Blick trainieren: Was haben wir alles, das uns nicht aus unserem Fleiß oder unserem Können zugefallen ist? Was ist uns "unverdient" geschenkt worden? Das ist auch eine Übung in Demut, oder – wenn Ihnen das lieber ist – in Bescheidenheit, denn wir lassen ein wenig die Luft aus unserem Selbstbild, das häufig davon geprägt ist, dass wir verdient haben, was wir besitzen. Diese Haltung aber macht eitel.
Mir ist unverdient mein Leben geschenkt worden. Meine Mutter hat mich geboren, ob ich das wollte oder nicht.
Ich lebe unverdient im reichen Deutschland. Wir haben zu essen, zu trinken, können unsere Meinung frei äußern und haben keinen Krieg. Ich habe eine tarifliche Arbeitszeit und einen tariflich festgelegten Lohn.
Mein Familie ist gesund.
Was habe ich doch für ein unverschämtes Glück ...
Zum Schluss noch ein Zitat von Astrid Lindgren aus dem Fastenkalender:
Es ist nicht leicht, Kind zu sein! Es ist schwer, sehr schwer.
Was bedeutet es eigentlich, Kind sein? Es bedeutet, dass man
zu Bett gehen, aufstehen, sich anziehen, essen, Zähne
putzen und Nase putzen muss, wann es den Großen passt
und nicht einem selbst. (...) Es bedeutet ferner, dass man
ohne zu klagen die persönlichsten Bemerkungen von Seiten
eines jeden Erwachsenen anhören muss, die das eigene
Aussehen, den Gesundheitszustand, die Kleidung,
die man trägt, und die Zukunftsaussichten betreffen.
Ich habe mich oft gefragt, was passieren würde, wenn man
die Großen in derselben Art behandeln würde.
Man merkt, dass dieses Zitat schon älter ist, denn heute ist es gang und gäbe, dass wir Erwachsene uns (in den "sozialen" Medien) die persönlichsten Bemerkungen um die Ohren hauen und Toleranz ein Fremdwort wird (das merke ich auch bei mir). Schöne neue Welt ???
Zumindest einen schönen Palmsonntag wünscht
Astrid